La Femme - Theater eines zufälligen Subjekts
   Samstagabendvorstellung.
Stück in sechzehn Akte. 110 SchauspielerInnen. Dauer: 01:20h

Erster Akt

   Tierarztpraxis. Das Subjekt, Doktor Raichmannikov, Pfau
   Dauer: 8 Minuten

Raum vollständig altrosa gefliest, mit zwei sich symmetrischen gegenüberliegenden Türen, mittig ein Behandlungstisch, gelbliches Licht. Durch die linke Tür wird ein Pferd mit Flechtfrisur hinausgeführt, durch die rechte Tür kommt das Subjekt mit einem Pfau herein. Sonntag.


     DOKTOR RAICHMANNIKOV     (will den Vogel auf den Tisch heben aber dieser wehrt sich) Der Österreicher. Noch nie einen hier gehabt in der Praxis. (Der Vogel pickt dem Doktor in dem Arm)    
                                                              Na! Amadeus. 

     DAS SUBJEKT                               (entschuldigend) Der Komponist verhält sich immer so. Fliegt weg, ich suche ihn, muss ich ja, und dort sage ich dann immer entschuldigen Sie, aber das ist doch
                                                              lächerlich! Ihm geht's nicht besonders. Nehmen Sie meine Würde. 


Keine Antwort. Das Subjekt hilft dem Doktor bei dem Versuch den Vogel anzuheben, beide agieren klamsig. Es öffnen sich währenddessen einen Spalt beide Türen und die Großmütter beobachten das Geschehen. Bis der Pfau auf dem Behandlungstisch ist vergeht Zeit.


     DOKTOR RAICHMANNIKOV      Ich bin Pferdedoktor.

     DAS SUBJEKT                                (abgelenkt) ich hatte es gelesen.


Der Doktor zieht einen Firseurwagen heran und schneidet dem Pfau eine Feder ab. Im Radio läuft die Oper.


     DAS SUBJEKT                                (blickt auf die Schere, dann auf den Doktor) Wirklich? (mit einem Hauch von Verlegenheit) Ich habe mich gefragt, wie sehr sich der Kopf von einem Körper
                                                               unterscheidet.

     DOKTOR RAICHMANNIKOV      (flüsternd) Wohl wahr wohl kaum. Das ist der Punkt. Der Kopf ist immer da. Wenn nicht, dann ist nichts mehr da.


Der Pfau flattert, beide versuchen ihn festzuhalten.


      DAS SUBJEKT                                (mit einer kaum hörbaren Stimme) Und wenn wir den Kopf abnehmen… fliegt er dann noch?

      DOKTOR RAICHMANNIKOV     (blickt auf den Pfau, als hätte er nicht ganz verstanden) Dann wird er sich fragen, warum er überhaupt fliegt.


Der Doktor wendet sich vom Subjekt ab und beginnt dem Pfau weitere Federn abzuschneiden. Während dem Vogel das Kleid gestutzt wird, beginnt der Raum langsam zu schrumpfen. Die Wände rücken immer näher an den Doktor und das Subjekt, bis beide schließlich auf den Behandlungstisch steigen. Die Prozedur nimmt sich Zeit. Als dem Vogel die letzte Feder abgeschnitten wird sitzen alle auf gleicher Höhe, überall sind Federn, der Raum ist nun nicht größer als der Tisch, das Licht ist grünlich.


     DAS SUBJEKT                                (erschöpft) Und was passiert, wenn er fragt?

     DOKTOR RAICHMANNIKOV      Er fragt nicht.

Zweiter Akt

Dritter Akt

Vierter Akt

Fünfter Akt

Sechster Akt

   Flur/Esszimmer. Das Subjekt, der Biologe, ein Kasache, Prinz
   Dauer: 14 Minuten

Enger Raum mit kalten Licht, schmale sechs Meter lange Tafel an der einen weißen Wand, opulent gefüllt mit Speisen und ausladender Tischdekoration für ein dramatisches Abendessen. An den Tischenden je ein Stuhl, auf der einen Seite sitzt der Biologe, fokussiert auf das Mikroskop das statt einem Teller vor ihm steht, am anderen Ende sitzt das Subjekt, steckt dem Mannequin, an der schmalen Seite sitzend und einen Torbogen versperrend, Brotkrümel in den offenen Plastikmund. Das Mannequin trägt ein magentafarbenes Handtuch über seine Schultern, hat ein Pflaster auf dem Arm.


     DAS SUBJEKT(während es das Mannequin füttert) Weißt du wo der Kasache ihn gefunden hat? (Pause) Weißt Du wo er gewesen ist? (Längere Pause, das Subjekt atmet tief ein)


Der Biologe ist in sein eigenes Sein vertieft, öffnet hörbar ein Glas, antwortet nicht.


     DAS SUBJEKT So schmutzig, wie er da lag. (Nachdenklich, traurig) Hat doch nach Duschgang gerochen, oder nicht?
     
     DER BIOLOGE (leise, mechanisch, ohne den Blick vom Mikroskop zu heben) Es gibt Muster, es gibt Linien was sag ich, nichts niemanden. Weil schau Dir mal den Dreck unter meinen Nägeln an ...  
                                 Oder riech mal am Staubsauger. (Deutet auf den Türbogen) Ja, bitte. Staubig.


Pause. Beide fokussieren sich wieder auf das Mikroskopieren und das Essen. Der Biologe untersucht sein Gewebe, das Subjekt füttert das Mannequin.


    DAS SUBJEKT (leise) Da wäre er fast zu spät gekommen. (Pause) Beinahe dreckig geblieben.


Die Szene fährt fort. Der Biologe isst immer wieder Kleinigkeiten von der Glasplatte seines Mikroskopes.


     DER BIOLOGE Die Haut kann sich fast wie eine Broschüre lesen lassen. Aber die Oberhaut ist nicht die gleiche wie vorher. (Lange Pause) Die Haut ist auch nicht immer gleich. Verantwortung hallt
                                 gut im leeren Raum, aber wer entscheidet, wer am Tisch sitzt? (Wechselt die Petrischale) Ja, er musste wirklich gewaschen werden. Ein Fehler in der Beschaffenheit, sozusagen. Das
                                 sage ich zumindest immer so. Aber Du hast es ja abgewaschen, gute Arbeit.

     DAS SUBJEKT (schaut vom Mannequin zum Biologen) Fehler, danke. (Schaut auf das Mannequin) Er ist einfach nur ein wenig schmutzig gewesen, nicht? War einfach nur… bedreckt. Ich habe ihn
                                gewaschen, weil er es gebraucht haben muss.

     DER BIOLOGE (verzieht kaum den Gesichtsausdruck, spricht weiter, als ob er in einem anderen Raum wäre) Gebraucht haben muss, gesinnt haben werden. Riech am Staubsauger, geh geh! Jeder
                                 Zustand ist ein Fehler in der ursprünglichen Form. Die Haut die wir haben ist nur eine Kopie. Jede Kopie hat Risse. (Laut) UND Muster. Keiner fragt warum die Wand weiß ist, und
                                 schon gar nicht ich! Die haben da eingekritzelt die Spuren von etwas, das verloren gegangen ist. Ja. Einmal, zweimal.

     DAS SUBJEKT (ein wenig hitzig) Und was ist mit ihm? Warum ist er so wichtig? Ich meine... (das Subjekt zügelt sich, verstummt, steckt einen weiteren Brösel in den Plastikmund)


Es wird wieder stiller an der Tafel. Das Subjekt füttert das Mannequin, es sind Geräusche der Petrischalen zu hören.


     DAS SUBJEKT (zu sich selbst) Die haben ihn einfach weggetragen.


Das Subjekt streicht der Puppe verständnisvoll über die Hand, steckt sich selbst ein Krümel in den Mund.


     DER BIOLOGE (redet mit sich selbst) Weil er es verdient hat, das sage ich Dir doch. Ein Stück Plastik, das lebt. So leben sie alle. Nicht die Haut, nicht das Blut sondern strukturelles 
                                  dahinter. (Er zeigt auf das Mikroskop) Schau. Hier. (Leise) Es gibt keine Grenzen, nur Übergänge.

     DAS SUBJEKT  Nicht während des Essens.


Der Kasache tritt vom rechten vorderen Beginn des Flurs auf, trägt ein langes Abendkleid und blickt stumm in den Raum. Er geht die lange Seite des Tisches entlang bis er vor dem Mannequin stehen bleibt. Das Subjekt blickt ihn an. Der Kasache nickt zur Begrüßung.


     DAS SUBJEKT (spricht zum Biologen) Schau, ich hab ihm eines Deiner Kleider zum anziehen gegeben! (zeigt zum Kasachen) 


Der Biologe sieht nicht auf. 


    DAS SUBJEKT Berühr‘ ihn nicht, er ist frisch! (Der Kasache zieht seine Finger vom Mannequin zurück) Komm schon, das ist Platz für dich hier. (Schaut zum
                                  Biologen) Biologe! Frag ihn, wo er die Puppe fand! (Schaut zum Kasachen) Kasache, wo ist er gewesen?

     DER BIOLOGE (ohne aufzusehen, leise und fast träumerisch) Nein, da ist keiner. Was rede ich mit den anderen. Der Tisch ist voll! Muster und Meditation. Immer wieder, keine Zeit für die anderen die
                                   anders aussehen. Es ist doch völlig egal wo der Kasache ihn fand. Der Mensch, der keine Worte braucht um sich auszudrücken ist frei von Gravitation, aber was soll das schon heißen,
                                   richtig? Wie auch immer. Der ist einfach nur frei, aber der Geflohene, der ist ja auch frei. Aus freien Stücken gegangen. Der hat sicher deine Puppe mitgenommen! Was stimmt schon,
                                 richtig. Richtig?

     DAS SUBJEKT (hat in der Zwischenzeit den Staubsauger geholt, hält den Schlauch mit beiden Händen fest während das Rohr unter der Nase endet) Jetzt red keinen Blödsinn. Der Kasache ist
                                   doch nicht schon immer stumm gewesen! (Zum Kasachen) Wen hast Du gesehen? (Zum Biologen) Nun schau doch wenigstens. 


Das Subjekt schaltet den Staubsauger ein gleichzeitig schaltet der Kasache dem Biologen sein Mikroskop aus. Pause. Der Biologe schaut zum ersten Mal auf. Er sieht verärgert aus. Der Biologe schaltet es direkt wieder ein. Der Kasache geht zurück ans andere Tischende zum Mannequin. Aus seiner Handtasche zieht er eine Perrücke und setzt sie dem Mannequin auf. Dabei fallen der Puppe alle Brösel aus dem Mund. Das Subjekt versucht die Krümel aufzufangen, aber es gelingt ihm nicht.


     DAS SUBJEKT (muss sich zusammenreißen um nicht zu weinen anzufangen) Nun ist es denn zu viel verlangt, von einem jedem einmal die Aufmerksamkeit zu erhaschen! So laufe ich doch nicht um
                               sonst draußen umher und frage mich, wo ist er denn wo ist er denn der Prinz, meine Idee war es schließlich nicht, richtig, richtig? (Die Stimme vertrocknet)

     DER BIOLOGE Was ist es denn, das ausgerechnet Dir das Recht gibt sich zu beschweren.
                               Ich habe mir das ganze ja nicht ausgesucht, hier zu leben im 13 Bezirk, hier mit diesen
                               Wahnsinnigen, und überhaupt, wer wohnt denn schon im 13! Niemand der etwas von sich halten möchte jedenfalls. Und weißt Du was da noch dabei lag bei deiner blöden Puppe? Ja
                                ganz recht, die Regenjacke.

Das Subjekt reißt die Augen auf, sieht vom Biologen zum Kasachen.

     DER BIOLOGE (zum Subjekt gewandt, wütend) Ganz recht. Den schönen Regenmantel den Dir die Nachbarin gab, die die der Kasache die ganze Zeit angezogen hat, (schaut vorwurfsvoll zum
                               Kasachen)
 und weil sonst offenbar hier nichts von Wichtigkeit ist denke ich mir, da nimmt man sich einfach die Dinge der anderen, richtig? So macht der Kasache das eben hier im
                               Haus, (schreiend) ja ganz recht! Deshalb sitzen die beiden da ja.(Zeigt auf die Puppe und den Kasachen) Womit habe ich das verdient, das ist was ich mir fortwährend denke, tag ein tag
                               aus starrt der eine in die Linse aber nicht die Mikroskoplinse, nein nein die der Gesellschaftsbrille, Unsinn sag ich da, und der andere, noch unsinniger, wandert umher in Frauenkleidern
                              aber eben nur im 13. Bezirk und nirgends sonst! Und ich, ich wünsche mir nichts anderes als
                              ein friedliches Abendessen zu veranstalten, weil eingeladen habe ich ja noch nicht mal jemanden außer den Prinzen,(aufbrausend) das ist es doch, was macht der eigentlich hier.
                              Was ist mit ihm? Was macht er mit dem Mannequin? (Es blickt auf das Mannequin und dann wieder zum Subjekt) Ich sage Dir, er wird es immer wieder anfassen.


Das Subjekt versucht die Situation zu überhören, fängt etwas unsicher an, Dinge auf dem Tisch neu zu arrangieren, nimmt dem Prinzen die Perrücke ab, beginnt wieder ihn zu füttern.


     DAS SUBJEKT (wechselt das Thema) Erst kürzlich da musste ich lesen, blablabla (ausschweifende Handbewegung) weil ihm doch aber die Worte gar nicht gehört haben, habe ich mir gedacht, dem
                               wird hoffentlich nie jemand zuhören,weißt Du und da habe ich einfach gedacht, lass es uns Rassismus nennen.

     DER BIOLOGE (lacht zynisch, sein Blick bleibt bei den Mustern im Mikroskop, als ob die Szene um ihn herum ihn nicht berührt) Wir sind doch alle in bester Gesellschaft.

     DAS SUBJEKT  Allerbeste Gesellschaft, ich weine! Ich hasse. Da bringt auch die Barbie nichts. 


Pause.


     DER BIOLOGE Nun schick ihn schon weg, den anderen! (Zeigt erneut auf den Kasachen) 

     DAS SUBJEKT (traurig, aber resistent) Jetzt ist es also wirklich nicht erlaubt? (Schaut zum Kasachen) Er darf nicht teilhaben?


Der Kasache steigt über das Mannequin und verschwindet durch den Türrahmen. Das Subjekt sieht den Biologen enttäuscht an. 


     DAS SUBJEKT Immer bist Du so.

     DER BIOLOGE (ermahnend) Ich habe Dir gleich gesagt, dass Du nicht zum Abendessen kommen darfst, wenn Du Dich nicht benimmst.


Das Subjekt hält die Hand des Mannequins aber setzt sich wieder. Es beginnt erneut das Mannequin zu füttern und ignoriert den Kasachen.


     DAS SUBJEKT (an den Biologen gewandt) Willst Du denn nichts essen?

     DER BIOLOGE (bereits wieder in sein Mikroskop vertieft) Nein. 


Der Kasache schaut auf das Mannequin, das immer noch die Perücke trägt, alles ist wie erstarrt für einen längeren Moment.


     DER BIOLOGE (an das Subjekt gewandt) Er versteht die Frage nicht. Er kennt die Antwort bereits.


Das Subjekt setzt sich die Perrücke auf, nimmt das Mannequin und verlässt ebenfalls durch den Türbogen den Raum. Zurück bleibt der Biologe, vertieft in sein Mikroskop, das Licht verändert sich ins Braune.

     DER BIOLOGE (schließt das Mikroskop, sieht endlich richtig auf) Der Kasache hat den Übergang geschafft. Der Rest ist nur… Gewebe.

Siebter Akt

Achter Akt

   Unbekannter Ort. Sechs Richter, sechs Ärzte, das Subjekt
   Dauer: 13 Minuten

Halbrunde Anhöhe, auf der einen Seite stehen die sechs Richter in schwarzen Roben, auf der anderen Seite die sechs Ärzte in weißen Kitteln. In der Mitte, weiter unten liegend, ein rundliches Becken gefüllt mit roten Trauben, darin das Subjekt wie ein Hund auf allen vieren. Geburtssituation. 

Neunter Akt

   Behörde. Peter Maffay, das Subjekt, Schaltermensch

Ein mit Stuhlreihen ausgestatteter länglicher Warteraum, alle Sitzmöglichkeiten sind besetzt, links von Frauen, rechtsvon Männern. Am Ende in der Mitte ist ein Schalter hinter einer trüben Glasscheibe mit einem Stuhl davor, darüber eine Nummernanzeige. Alle drei Minuten stehen zwei sich gegenübersitzenden Personen nach dem Aktualisieren der Nummer gleichzeitig auf, gehen zum Schalter und nehmen dort gemeinsam auf dem Stuhl vorm Schalter Platz. Man hört unverständliches Gerede von der Unterhaltung des Schalters, aber im Raum selbst ist neben dem leisen Rascheln von Kleidung nur Warteraummusik zu hören. Nach zwei Minuten und vierzig Sekunden erheben sich die Personen vom Stuhl und verlassen gemeinsam den Raum. Dem Subjekt ist ein Mann auf der rechten Seite gegen- über, es schaut nach unten, beide sitzen steif auf ihren Stühlen, die Jacke des Mannes ist grob und abgenutzt, er schaut ohne Interesse geradeaus. Beide blicken nicht aufeinander. Montag. Sie sind die letzten, die an der Reihe sind. Ihre Körper bewegen sich synchron zum Schalter und sie nehmen geteilt auf den Stuhl Platz. Der Raum ist still, die Musik ist leiser. Auch jetzt sehen sie sich nicht an.


     SCHALTERMENSCH (Stimme durch die Glasscheibe verzerrt, flach und unklar, monotones Murmeln) Nummer 42... Formular... Erlaubnis erteilen... Bitte bestätigen Sie Ihre Existenz.

     PETER MAFFAY        (rutscht ein wenig auf dem Stuhl hin und her) Hat man sich da nichts besseres leisten können?

     SCHALTERMENSCH Formular bitte ausfüllen. Existenz bestätigen - Nummer 42. Bitte. (Formulare werden durch einen Spalt am unteren Rand des Milchglases geschoben)


Peter Maffay nimmt die Blätter, liest vor.


     PETER MAFFAY        (exzentrisch) Satz neun, Bestätigung des Daseins als Voraussetzung zur Sinnerlangung. Wissen Sie, das lese ich jetzt schon zum 10. mal. Warum? Richtig, weil Sie da hinter der
                                          Scheibe bleiben, immer, immer!


Peter Maffay beißt vom Formular ab, kaut langsam.


     SCHALTERMENSCH (genervt) Mein Herr, ich bitte Sie.

     PETER MAFFAY        (unterbricht) Na na, haben Sie heute etwa noch nicht Ihre Vorschriften umarmt?


Peter Maffay beißt erneut ab, schmatzt nervig.


     PETER MAFFAY        (lehrend) würde ich aufstehen, so verschwämme ich nur in ihren Augen; was macht es? (Steht auf) Nichts. Das sage ich Ihnen. Weil da im Import, da lassen die mich einfach sein,
                                          existieren, wie Sie es nennen würden - es ist eine Farce! (Geht umher) und Sie; ich - wir müssen uns den andren jetzt vorstellen. Ich gehe vor, stelle mich ein, hallo, mein Name ist
                                 nicht Peter Maffay, ich bin Zantechniker, mein Sohn kennt meinen Namen aber verrät es nicht. Gute Arbeit.


Der Schaltermensch schiebt ein zweites Mal das selbe Formular durch den Schlitz.


     SCHALTERMENSCH (beschwichtigend) Füllen Sie bitte Formular 42 aus.

     PETER MAFFAY        Was kümmert mich die Ethnologie wenn ich mir einen Stuhl teilen muss, haben den die Franzosen daher geschleift oder die Portugiesen? Wen kümmert‘s, weil keiner ist so klein
                                          dass er da je drauf passen wird! wie schon gesagt, mit Sicherheit interessierst sowieso nicht. Ich sitze nie. Sie dagegen, sind sie überhaupt schon mal aufgestanden? Für irgendwas.
                                           Sie, Sie! Ich kratze die Lösungen ins Papier.


Das Subjekt ist währenddessen immer weiter auf den Stuhl gerutscht, sitzt nun mittig darauf.


     DAS SUBJEKT          (nimmt das Formular von der Ablage) entschuldigen Sie meine Frage; um was für eine Schattierung von Konzept handelt es sich hierbei denn? Wissen Sie, ich bin mir nicht ganz
                                          sicher weshalb ich dieser Zusammenkunft beiliege.


     PETER MAFFAY        (zynisch; setzt sich auf den Schoß des Subjekts) Notieren Sie, dass Eulen Jazz genießen, vor allem den aus San Francisco. Beiliegen; hat man ihnen Ohren verkauft?

     DAS SUBJEKT           (verwirrt) wie bitte?

     SCHALTERMENSCH (mechanisch) Bitte füllen Sie nur die leeren Stellen auf dem Formular 42 aus.

     PETER MAFFAY       (an das Subjekt) Ja, genau füllen Sie mal - Wie heißen sie?


Das Subjekt sieht auf das Formular.


     DAS SUBJEKT          (zeigt auf das Papier) hier steht doch mein Name. (An den Menschen) warum ist hier alles minimalistisch? Hat das was mit dem Anhang zu tun?

     PETER MAFFAY       (lacht laut) Minimalistisch! Hören Sie das, Mensch hinter der Scheibe? (Zeigt auf die trübe Glasscheibe) Die Dame denkt, Sie hätten hier nachgedacht!

Zehnter Akt

   Café. Das Subjekt, zwei Personen. 
   Dauer: 11 Minuten


Caféterasse mit orangen quadratischen Tischen, orangen Stühlen, gerastert angeordnet. Links sitzt ein Mann an einem Tisch und sieht nach vorne, recht sitzt ein Mann an einem Tisch und tut es ebenfalls, die beidens ehen sich an, zwischen ihnen befinden sich vier leere Tische. Das Subjekt sitzt zwei Tischreihen weiter hinten, in der Mitte, sieht zum Publikum. 


Person eins (sieht zu Person zwei) Ich glaube ich habe gerade die Unendlichkeit gehört. 

Person eins sieht umher als wolle sie den Ursprung des Geräusches finden. Person zwei stieht Person eins dabei zu, antwortet aber nicht. 

Elfter Akt

Zwölfter Akt

Vierzehnter Akt

   Garten Eden. Das Subjekt, drei Kreaturen. 
   Dauer: 9 Minuten


Ein Garten, erfüllt von üppigem Grün. Sanfte Grashügel ziehen sich durch den Raum, während exotische Pflanzen in satten Tönen von Blau, Violett und Gelb wachsen. Bäume mit dichten, schattenspendenden Ästen verteilen sich über den Garten und werfen einen sanften, goldenen Schimmer. Nachmittagslicht. Als ob die Sonne selbst den Garten erleuchtet. In der Luft liegt der Duft von reifen Früchten, das Plätschern von Wasser in Bächen und Springbrunnen durchzieht die Stille. Ein Wasserbecken in der Mitte des Gartens spiegelt das goldene Licht und die Pflanzen um sich herum, während Blumen sanft über das Wasser hängen. Alles lebt in Harmonie, Vögel singen in den Bäumen. Der Garten ist ein friedlicher, zeitloser Ort. Ein einzelner Apfelbaum, dessen rote Frucht auffällig strahlt sticht aus der perfekten Harmonie hervor, als ob er die bevorstehende Entscheidung ankündigt.

Es treten drei Kreaturen auf.

Die Kreaturen sehen sich im Garten um, bemerken das Subjekt und beobachten es heimlich, bewundern es, sind von ihm magnetisiert.


Das Subjekt (hat die drei bemerkt) Willkommen. 

Das Subjekt erhält keine Antwort, lächelt. Es macht eine einladende Geste, deutet auf die Obstbäume, die saftigen Wiesen.
Die drei Kreaturen beginnen, Trauben vom Strauch zu pfücken. 

Um eine bessere Birne zu erharschen klettert einer auf einen Baum, bricht einen Ast ab. Ein anderer trinkt so viel vom Bach, dass die Pflanzen herum vertrocknen. 

Langsam beginnt das Paradies zu zerfallen. Das Subjekt unternimmt nichts, sieht anfangs amüsiert zu, lacht, als der erste Ast abbricht. 

Mit der zunehmendem Chaos beginnt das Subjekt mit einem roten Apfel zwischen ihren Fingern zu spielen, die drei Kreaturen haben währenddessen nahezu völlig das Paradies zerstört, sie scheinen nun sogar sich selbst zu essen. Pause. Es vergeht Zeit. 

Das Subjekt beißt in den Apfel. Szene vorbei.

Fünfzehnter Akt

Sechzehnter Akt

Siebzehnter Akt

   Palast. Die Madonnenstatue, 108 Bewundernde, das Subjekt
Dauer: 3 Minuten


Ein Raum geschmückt mit Pfauenfedern. 108 Menschen, gekleidet in Anzügen ihrer Hautfarbe unterhalten sich wirrdas Licht ist konstant warm, schummrig. Von links schreitet die Madonnenstatue auf die Bühne, das Licht beginnt zu tanzen, sie ist völlig nackt, als sie eintritt wird es kurz still und merklich dunkler. 108 Charaktere bewundern die Madonnenstatue, während diese durch den Raum schreitet. Während sie langsam durch den Raum gleitet, beginnen die Bewundernden, ihre Haltung zu verändern. Ihre Körper neigen sich, als ob sie sie in einer Mischung aus Ehrfurcht und Unterwerfung betrachten. Einige von ihnen strecken ihre Hände aus, als wollten sie sie berühren, aber ihre Bewegungen bleiben zögerlich, als ob sie sich ihrer eigenen Verehrung nicht vollständig bewusst sind. Die Gespräche, die zuvor wirr und ohne Struktur waren, beginnen sich zu verändern. Die Worte der Bewundernden werden lauter, beinahe wie ein Chor, der die Madonnenstatue anbetet. Jeder Schritt, den sie macht, zieht das Universum der Verehrung weiter in ihre Richtung. Ihre Anbetung wird lauter, die Rufe und Ausrufe verstärken sich, als die Statue sich weiter durch den Raum bewegt.

     
     DAS SUBJEKT (von irgendwo) Epitèto.